Du Meister aller
Lieder – spiel!
Ich lege mich in Deine Hände
so wie ein Engel, welcher fiel,
und sanft nun aufgerichtet steht
und fühlt, wie tosend Deine Hände
entfesselt sind, und in mir weht
der Sturmwind Deines Atems.
Du Meister aller Lieder - spiel!
Spiel mir das Lied vom Leben!
23.
10.
1999
Mein
Kämpfertum ist abgeschwollen,
was mir nun bleibt, ist schlichtes Sein
und nichts zu fordern, nichts zu wollen
als dieses Leben, diesen Tag allein.
Wenn Traurigkeit und Schwere
aus Stunden mir entgegendunkeln,
so will ich tiefer noch der Leere
mich anvertraun, aus der im Schweigen
mir Gottes Splitterformen funkeln.
17.
10. 1999
Die
Erde ist in neues Licht gehüllt,
als wolle sie zur Hochzeit sich bereiten.
In klarem Weiß sieht sie mich an,
und diese Leere ist ganz angefüllt
mit Offenheit, aus der noch alles werden kann.
Vielleicht, daß in der Kälte dieser Tage
sich neues Blühen leise Wege bahnt.
Im Schutz des Frostes, geht die Sage,
daß die Natur in ihrem tiefsten Tode
schon den Gesang vom Frühling ahnt.
23.
12. 1999
Pucki
(Hommage an unsere
Katze)
So ganz dem Augenblick ergeben
hast Du im Sonnenschein gelegen,
Dein dunkles Fell im Spiel mit hellen Strahlen,
erfüllt von wacher Ruhe – hingegossen,
die gelben Augen halb geschlossen
und nur die flinken Ohren im Empfangen,
ertastend, was die Bäume, Büsche, Wesen
für Bilder in die Atmosphäre malen.
Und dann, als hätte Dich
ein schneller, scharfer Ruf erreicht,
ein Windhauch, der Dich leis umschlich,
ein Schritt - uns Menschen unbedeutend -
spannt Deine Sinne, Wachheit läutend,
und unvermittelt bist Du auf dem Weg,
hast fast im Flug Dein Reich durchmessen
und jede Botschaft aus Geruch, Licht, Laut gelesen.
Dann sitzest Du, Herrscherin ganz,
voll Anmut, die sich mühlos leicht
in jeder Regung spiegelt
von Ohrenspitzen bis zum Schwanz.
Und voll Vertraun in Zärtlichkeit
konntest Du unsern Händen schmeicheln,
Dich überlassen – doch die Zeit
hast du bestimmt, das Ende unserm
Streicheln.
Du Meisterin des Augenblicks,
nie hast Du festgehalten,
wenn aus den Schalen eines Stücks
sich ein Moment ganz neu entfalten
wollte
– Du hast ihn besiegelt
mit Deinem Sein, konntest den neuen fassen
und hast zuletzt im Tode noch
Dich ganz dem Sein im Wandel überlassen.
15. 10. 1999
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